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Das Vorhängeschloss

Hinter dem Schloss verbirgt sich ein anderes Schloss. Jedes Schloss hat seine eigene Geschichte. In diesem spielt das Schema der italienischen Oper: Sopran und Tenor schwören sich ewige Liebe, der Bariton stellt sich dazwischen. In diesem Fall allerdings vergeblich. Der Tenor, der hier wohnte, sang an der Scala, in Covent Garden und in New York. Seine grosse Liebe war eine Malerin, seine Cousine von Kinds­beinen an und bis ins Alter unzertrennlich miteinander verbunden. Wenn Silvio auf Tournee war, schuf Sofia ihr Lebenswerk. Sie legte Silvio Stück für Stück dieses Schloss und seinen Garten am Lago Maggiore zu Füssen. Mit Treppen, Alleen, Säulen, Statuen und einer Terrasse mit Blick auf die Isola Bella und weiter, fast bis ans Mittelmeer. Es wurde ein Ort der Freude, ein Ort der Sehnsucht, ein Ort der Wehmut und der Erinnerung. Geblieben ist die Erinnerung. 

Woher ich das weiss? Ich bin der Architekt, der die Ruinen und die Wildnis darum herum aufs Neue erblühen lassen soll. Ich frage mich, was aus Erinnerung wird, wenn sie wieder Gestalt annimmt.


Text: Markus Maeder

 

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